Der Bitkom Trendkongress, leider wenig trendy.

In der Hoffnung auf spannende Vorträge und Workshops habe ich den Bitkom Trendkongress besucht. Der Anspruch des Bitkom war, die „Digitalen Trends von Übermorgen zu präsentieren”. Die Veranstaltung fand in der Station in Berlin statt, war aber natürlich deutlich kleiner als die Re:Publica, die mich zuletzt dorthin führte. Man erwartete 900 Gäste, die nach Angabe des Bitkom auch tatsächlich alle kamen. Die Organisation der  Veranstaltung war sehr professionell und relativ modern inklusive Livestream und Social Newsroom auf. Man scheute beim Catering und bei der Technik keine Mühen und stellte jedem Teilnehmer ein EventPad, also ein iPad mit dem Veranstaltungsprogramm zur Verfügung. Dieses funktionierte leider nur sehr mangelhaft, daher habe ich das Ding in der Pause wieder abgegeben. Heraus kam insgesamt einen nette Veranstaltung, die sich entlang der Buzzwords “Cloud, Smart Data, Social Business (Media) Mobility, Industrie 4.0, Startups, Open Innovation” orientierte und versuchte Hersteller, Kunden und Startups aus verschiedenen Branchen zusammen zu bringen.

Die Keynotes enthielten nicht viel neues. Telekom CFO Höttges wies darauf hin, das die in Europa die Rahmenbedingungen nicht gegeben sind, um das nächste “Google” zu produzieren und präsentierte einige plakative Aussagen wie “Google, Facebook, Amazon und Microsoft” zusammen sind so viel wert wie der gesamte Dax. Das war damit eigentlich das Highlight des Vormittags, die nachfolgenden Keynotes und Vorträge waren weniger interessant. Parallel fanden dann eine Reihe von Themen-Workshops zu den Buzzword-Themen statt. Dabei wurden diese (ich war im Smart Data-Workshop) ordentlich aufbereitet und regten auch die Diskussion an, leider waren diese teilweise arg Sponsoren-lastig. Insgesamt wurden eher aktuelle Entwicklung dargestellt und aufgearbeitet.

Am Nachmittag fanden weitere Workshops und Paneldiskussionen, z. B. zum Industriestandort Deutschland (die war wirklich spannend) und branchenspezifische Workshops z. B. zu Industrie 4.0 mit einer Vorstellung des Leuchtturm-Projekt der Telekom mit dem Landmaschinen-Hersteller Claas zur Ernteoptimierung, bei dem man das Zusammenspiel von LTE, Cloud, BigData und M2M zeigte,  statt. Das war dann auch schon zusammen mit den Themen Internet der Dinge und 3D-Druck, der interessanterweise auf dem IBM-Stand präsentiert wurde, auch schon das Fortschrittlichste Stück an Technik. Im Gegenzug präsentierten einige der Sponsoren auch eher klassische Themen wie Drucker oder VPN-Tools. Weitere Exponate wie der per Handy bedienbare Hemdenautomat oder der 3D-Fahrsimulator waren ganz witzig, mehr aber auch leider nicht.

Die meisten meiner Gesprächspartner teilten diese Einschätzung und fanden es schade, das man die Startups nicht zu Wort kommen liess, die man ja extra per Freiticket eingeladen hatte. Gerade in Berlin wäre das eigentlich eine nahe liegende Entscheidung gewesen.

Aber so gibt es tatsächlich für das nächste Jahr noch Verbesserungspotenzial.

Meine Sicht auf’s Barcamp Nürnberg 4

Nachdem ich in den letzten zwei Jahren hauptsächlich einige der deutlich kompakteren CloudCamps mitgemacht habe, möchte ich hier von meinem zweiten „großen“ Barcamp berichten. Vorweg: es war genial und mittlerweile glaube ich, das die Barcamp-Bewegung/Kultur/Idee oder wie auch immer man das nennen möchte, noch viel Potenzial bietet und letztendlich auch dazu beitragen wird, den dringend erforderlichen kulturellen und gesellschaftlichen Wandel zu unterstützen, in dem es für unterschiedliche eher divergierenden Bereiche wie Werbung, PR und IT eine einmalige Vernetzungs-Plattform bietet. Besonders rund um die sozialen Medien gibt es eine interessante Themenvielfalt, die optimal in diesem Rahmen hineinpasst.

Das nun schon 4. Barcamp in Nürnberg gehört mit über 300 Teilnehmern schon zu den größeren in Deutschland. Vom Barcamp üblichen Themen-Mix könnt Ihr Euch im Sessionplan selbst ein Bild machen. Laut @bcnue gab es in Summe eine rekordverdächtige Zahl von 119 Sessions, so das die Auswahl nicht gerade leicht war. Gefühlt waren die Sessions nicht so sehr entwicklungslastig, dafür gab einige hochinteressante Sessions zum Thema Wandel und Zukunft, die zu intensiven Diskussionen führten. Gerade diese Themen haben ich dann auch zwischen den Sessions beim Networking weiterführen können.

Leider entfiel das für den Freitag Abend angekündigte Changecamp mangels Masse, aber dank interessanter Gespräche, der sehr angenehmen Barcamp Lounge und die später angesetzten Nightsessions war die frühe Anreise dennoch nicht umsonst. Auch die Pecha Kucha Night brachte einige spannende wie die künftigen Entwicklungen bei 3D-Druckern, Postwurf-Kunst oder die sehr spassige Vorstellung eine Rettungswagens und seiner Inneneinrichtung.

Am Samstag morgen ging es dann voller Elan weiter, wobei besonders die Vorstellungsrunde zu erwähnen ist, die dank des kompakten Formates (Name, Twittername, max. 3 Themen-Hashtags) erstaunlich schnell ging. Ich hatte ein glückliches Händchen und erwischte eine Reihe von guten Sessions, angefangen von Verhandlungsstrategien von @atalmon , über Yahoo Pipes von @oliverg oder präsentieren mit Storyboard von @wissensagentur. Eine gelungene Abweschlung war die Selbstfindungsrunde von @jantheofel und @musevg. Mein Favoriten am Samstag waren jedoch eindeutig die Vorstellung der OpenPM-Plattform von @guggat, eine erfahrenen Projektmanager und der sehr intensive Austausch zum Thema „Moderne Arbeitswelten“ von @entresol, bei dem es um die Frage ging, wie die Gesellschaft mit dem fortschreitenden Stellenabbau umgehen sollte. Als ein möglicher Weg wurde hier das „Freelancer“-tum und Coworking genannte; die Diskussion war sehr emotional und führte zu keinem rechten Konsens. Danach war ich so „erschöpft“, das ich trotz der spannenden Abendsessions es vorzog in der Lounge zu networken und dabei das we.makesocial.tv-Team kennenlernte sowie @couchfunk, die alle gerade mitten in der Vorbereitung der Oscar-Night waren.

Am Sonntag verbrachte ich die meiste Zeit mit Networken und besuchte nur 3 Sessions der 5 Sessions. Diese ware aber ebenfalls sehr spannend: Zunächst berichtete @guggat von seine Erfahrungen in einem Bank-Projekt, bei dem er als Projektleiter die spannende Aufgabe hatte, in einem Projekt Wasserfall- und Scrum zu verheiraten. Projektmanagement auf schwäbisch ist einfach super. Die anschließende Diskussion von @davidburgui „Strategy for the Future“ begann mit einem Video des Autobauers Toyota, der sich Autos in Zukunft wohl nur als überdimensionierte iPads vorstellt. Wir waren uns dabei alle relativ einig, das hier allein schon die Annahme, das jeder zukünftig ein Auto besitzen wird, eher umstritten ist und die Tendenz ja eher zum Teilen von Gütern und Waren geht oder eben auch, wie bereits in einer der Freitag Night-Sessions angedeutet wurde zu sog. Personal Producern, mit denen man alle möglichen Dinge selbst herstellen kann. Abschließend lauschte ich dem tolle „Social-Media und Sport“-Talk von @danielrehn, der einige positive und Negative Beispiele vorstellte.

Alles in allem war ich sowohl mit den Inhalten, als auch mit der Organisation und der Vernetzung sehr zufrieden und nahm die Idee eines Changecamps mit nach Hause. Da ich ja schon Erfahrungen mit der CloudCamp-Organsiation haben, wäre sowas sicher spannend, da reichlich Diskussionsbedarf rund um das Thema Veränderungen vorhanden ist und man darüber interessierte Change-Agents zusammenbringen könnte.

Ich bereue jetzt schon, mich nicht zum Barcamp Ruhr angemeldet zu haben und freue mich sehr auf mein nächstes Barcamp. Die Anmeldung für das Barcamp Bodensee in Friedrichshafen am 9. und 10.6. habe ich heute ausgefüllt.

Weitere Barcamp-Berichte findet ihr unter http://bcnue.mixxt.de/networks/wiki/index.Berichte%202012.