Ganz so einfach ist es dann wohl doch nicht – denn möchte man anhand der von Facebook kürzlich veröffentlichten Spezifikationen ein eigenes Rechenzentrum aufbauen, kommt nicht ganz ohne umfangreiche Investition aus: Die halb-offenen Servergehäuse anhand der veröffentlichten CAD-Dateien nachzubauen ist dabei nur der erste Schritt. Deutlich aufwändiger dürfte es sein, das mechanische Verdampfungs-Kühlsystem des Rechenzentrums nachzubauen, welches Umgebungsluft zur Kühlung nutzt und zur Klimatisierung der nebenstehenden Bürogebäude die Abwärme der Server verwendet.
Facebook erhofft sich mit dem Open Compute Project, der die 1,5-jährige Optimierungsarbeit seiner Ingenieure offenlegt, mehrere Effekte:
Einerseits erwartet man Feedback und sogar Verbesserungsvorschläge von der Community und andererseits sollen die Spezifikation anderen Firmen helfen, selbst energie-effiziente Rechenzentren zu bauen.
In den Spezifikationen sind jedenfalls Vor- und Nachteile der jeweilige Technologien und Komponenten offen aufgeführt und erlauben so jedem sich ein genaues Bild von der benutzen Technik zu machen und diese weiterzuentwickeln.
Ob dieser Schritt tatsächlich Erfolg haben wird oder nur als geniale Werbekampagne in die Annalen eingehen wird, bleibt abzuwarten. Nachdem man bereits vor knapp 3 Jahren weite Teile der Plattform als Open Source zum Download anbot, sind sämtliche Links gekappt (fbOpen). Lediglich zum Thema Open Source gibt es auf developers.facebook.com ein Verzeichnis der verwendeten Tools und man ist seit Anfang 2010 auch Sponsor des Apache-Projektes, wobei die jährliche $40.000-Spende wohl eher kaum in Relation zu den entsprechenden Einsparungen stehen dürften.
Facebook hat mit diesem Schritt in jedem Fall eines erreicht – der Druck auf die anderen großen Player, die derzeit diese Informationen weitgehend geheimhalten, wird erhöht und Infrastruktur wird endgültig „kommoditisiert“ soll heißen zur Massenware degradiert. Dadurch steigt der Wert der eigenen Assets ganz erheblich, auch wenn das Social Graph API einen Hauch von Offenheit suggeriert: Die Daten von 600 Millionen Nutzern sind das Kapital von Facebook und werden – ganz im Sinne der Nutzer – hoffentlich nicht so schnell geöffnet werden.
An diese Stelle zeigt sich auch, das nicht alles was offen heißt, auch wirklich offen ist: Gerade vor zwei Wochen hat Facebook weitere Informationen zur „Open Networking Foundation“ veröffentlicht: Unter Nutzung des Open Source Protokolls OpenFlow soll das sogenannte Software-Defined Networking propogiert werden, wodurch die Qualität entsprechender kompatibler Services gesteigert werden soll. Diese „Non-Profit-Organisation“ wird natürlich auch von einigen grossen Anbietern und Providern wie Google, Microsoft, Yahoo!, Verizon und Telekom unterstützt. Kritiker sehen darin allerdings einen massiven Angriff auf die Netzneutralität, da man sich dadurch quasi die Vorfahrt im Netz ‚erkaufen‘ kann.
Schönes neues Netz.
Ergänzung 19.4.2011:
Robert Scoble hat in seinem Blog scobleizer.com eine sehenswerte Foto-Tour vom Prineville Datacenter veröffentlicht: <LINK>
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