Auf der diesjährigen re:publica hat IBM’s Star-Redner und omnisophierender Mathe-Professor Günther Dueck einen viel beachteten Vortrag zum Thema Internet gehalten und die tiefgreifenden Veränderungen der Gesellschaft, die es mit sich bringt. Unter dem Titel „Das Internet als Gesellschaftsbetriebssystem“ endete sein brillianter Vortrag in einem Aufruf an die Zuhörer aktiv zu werden und mitzuhelfen, die Veränderungen mitzugestalten. Den kompletten Vortrag gibt es in einem 48 Minuten-Video auf Youtube:
Nachfolgend eine Auswahl der besten Zitate daraus:
„Wir sind [] eine Ameise, wo der Haufen dann das wichtige ist. Insofern degradiert das Internet ein bisschen.“
„Dann greif ich ganz scharf das Schulsystem an, weil es nur dazu dient, die Festplatte zu füllen.“
„Wir brauchen keinen Minister für Internet-Leitungen, wir brauchen nur den Befehl das die Leitungen da sind und zwar richtige. [] Die Veränderungen der Gesellschaft durch das Internet müsste [allerdings] irgendwie mal gehostet werden“
„Wir erleben die Industrialisierung der Berufe. [] Wissen Sie in Ihrem Beruf mehr als ein frisch Gesurfter?“
„Es ist völlig klar, was die Professionals der Zukunft kennen müssen: [] Emotionale Intelligenz, Kreative Intelligenz, Kraft, Energie, Begeisterung, und sowas alles, das als Sonntagspredigt in den Betrieben stattfindet. Das wird nicht gelehrt. Das gibt’s gar nicht!“
„Die Welt wird sich scheiden in Professional und Un-Professionals.“
„Im Prinzip steht das fachliche im Internet! [] Es gibt Leute die Teams leiten können, Telefonkonferenzen sauber überstehen, vernünftige Reden halten, Leute überzeugen können usw. und das ist das was man in Zukunft braucht, weil das Internet die fachlichen Fähigkeiten einfach obsolet macht!“
„Der Lehrer muss jetzt echt Pädagogik können.“
„Das nächste Zeitalter geht nicht mehr um Wissen, das ist im Betriebssystem, sondern es darum das wir das echt können.“
Weitere interessante Ausführungen machte Dueck zur Veränderung des Menschenbildes, welches sich heute gerade vor dem Hintergrund der Social Medie und Wiki-nomie ganz klar abzeichnet, aber dennoch oft noch nicht richtig gelebt wird. Die beiden Theorien definiert er wie folgt:
Theorie X (McGregor, 1962): Menschen arbeiten nur gut unter Druck, müssen angeleitet werden, suche Pause und Lust – müssen von den seltenen selbstmotivierten Ausnahmen („Manager“) geführt werden. Autoritäre Hierarchien, Kontrolle, Repression.
Theorie Y: Menschen arbeiten gern, wollen wirksam sein, sich entwicklen. Manager helfen dabei (Empowerment, Enablement, Coaching) und sind Vorbild.
„Beide Meinungen des Menschen stimmen wahrscheinlich überhaupt nicht, [] die Frage wäre ob wir uns im Zeitalter des Internets als Kollektiv nicht entscheiden könnten, einfach blind an Y zu glauben, auch wenn es 20% Ausnahmen gibt. Wir machen dann das Bildungssystem genau so als wären alle Y. [] Man muss ein paar Leuten in den Hintern treten.“
„Das heutige Bildungssystem hat eine Tendenz als Leute als X abzustempeln [] und man muss sie hauen und durch Prüfungen zwingen. [] Das geht nicht!“
„Wenn man eine Zukunft haben will mit dem Internet und mit der ganzen Bildung, dann wäre es besser man entschließt sich für ein Menschenbild, das eingeschweißt wird in die Bildung.“
„Es hilft nichts, sich in den Wissenschaften zu streiten, was nun besser ist, oder richtig [] wir müssen uns einigen, wie wir es haben wollen.“
Anschließend folgten der Aufruf an das Publikum, sich mit der Y-beherrschten Gesellschaft zu befassen und die Frage nach der Professionalisierung auch in die Politik zu tragen und die Führung zu übernehmen.
„Wir haben eine Verlegenheit, irgendwen zu wählen, weil die Klasse dieser Professionals nicht da ist, die hat sich noch gar nicht gebildet!“
„Sie müssen etwas wollen und zwar nicht für sich und das Internet sondern für alle.“
„Fangen Sie nicht mit 3.0 an [] Sie entfernen sich doch immer weiter von der Realität.“ „Der der das Licht gesehen hat soll zurückgehen und es den anderen zeigen und nicht noch weiter ins Licht gehen“
Sein abschließende Aufruf war, eine eigene Partei zu gründen (Farbe Lichtblau) sowie der Vorschlag, alles Wissen in ein wikipedia-artiges, offenes Portal zu packen, aus dem man sich Wissen für einzelne Unterrichtsheiten als App laden könne. Dies sei aber aufgrund des Föderalismus vermutlich nicht möglich.
[…] immer mehr Professionals mit besonderen Softskills, die nicht nur googlen können, sondern „die Teams leiten können, Telefonkonferenzen sauber überstehen, vernünftige Reden halten, Leute ü…“. Dueck fordert, dass es einen gesellschaftlichen Aufbruch geben müsse, der dieser […]